Monthly Archives: September 2018

Was bisher geschah…

Das Communiqué der erste Besetzung am 11.06.2018

Das Communiqué, bzw. die Medienmitteilung war in Form von zwei Briefen verfasst: An Sibylle Beatrice Züllig Mäder, die Präsidentin und Eric Hägler, dem Mitglied des Ver- waltungsrats der Areion Management AG, Steinweg 28, 4107 Ettingen: Wir haben uns die Leerräume der Elsässerstrasse 128, 130, 132 und Hinterhaus am Morgen des 11. Juni genommen. Sie genommen, um sie zu beleben und zu teilen. Um unsere Bedürfnisse nach Aussen zu tragen und sie zu verwirklichen. Wir sind eine Gruppe von Menschen, die den Drang hat, selbstbestimmt zu wohnen und zu leben. Vorstellungen von Lebensformen, die nicht in das gängige Wohnschema passen, sollen in dieser Stadt ihren Platz finden! Wir wollen einen Ort schaffen, der befreit ist von Leistungsdruck. In ihm soll das Teilen und nicht der Besitz im Zentrum stehen. Wir brauchen Zeit, um den Raum entstehen zu lassen, ohne irgendwelche Erwartungen erfüllen zu müssen. Quartier um Quartier wird diese Stadt aufgewertet. Auch hier im St. Johann stehen Luxus- sanierungen an der Tagesordnung. Was sich da entwickelt ist eine monotone Stadt, in der sich zu leben nur wenige leisten können. Der grosse Rest wird verdrängt – von Jung bis Alt. Auch die Areion Management AG ist Teil dieser undurchsichtigen Aufwertungsprozesse. Die propagierte Lösung für den Mangel an günstigen Wohnraum sind Zwischennutzungen. Die betroffenen Personen werden als Lückenfüller missbraucht und ihren Wohnrechten beraubt. Mit dieser scheinbaren Lösung entzieht sich die Stadt der Verantwortung, sich um langfristige Lösungen zu kümmern. Also nehmen wir es selbst in die Hand! Es darf nicht sein, dass aus jedem potentiellen Freiraum Profit geschlagen wird. Wir wollen unsere Lebensräume selbst gestalten, Verantwortung übernehmen und uns selbst organisieren. Deshalb fordern wir von der Areion Management AG: – Einen Dialog auf Augenhöhe – Keine polizeiliche Räumung – Transparente Informationen über die Zukunftspläne der Liegenschaften – Ein Bleiberecht gegen die Bezahlung von Strom und Wasser Wir kämpfen für eine diverse Stadt! Macht ihr mit? ZÄT BAP

Anbei auch noch der Nachbarschaftsbrief:

Liebe Nachbarschaft, WIR sind hier, um vier Häuser zu beleben. Das WIR, das sind viele verschiedene Raum- suchende, die sich zusammengefunden haben und am Morgen des 11. Juni die Elsäserstrasse 128, 130, 132 mit Hinterhaus besetzt haben. Wir laden jetzige Noch-BewohnerInnen mit ausgelaufenem oder noch gültigem Vertrag und motivierte Neu-BewohnerInnen ein, zusammen zu bleiben und zu leben. Warum das alles? Wir sind überhaupt nicht einverstanden mit den aktuellen Wohnverhältnissen in dieser Stadt, in diesem Quartier und spezifisch diesen vier Häusern! Denn auch im St. Johan stehen Luxussanierungen an der Tagesordnung. Mit unserer Aktion bekämpfen wir Zwischennutzungen, weil Freiräume keine Lücken- füller sein sollen im Aufwertungsprozess dieser Stadt. Unser Wunsch ist ein belebtes St. Johann. Seid ihr dabei, eine vernetzte Nachbarschaft zu leben, in der gemeinsames Gestalten möglich ist? Unser Standpunkt: Wohnraum für die, die ihn brauchen und selbstbestimmt beleben wollen! Deshalb die Forderung, dass diese Häuser den InitiatorInnen und ihren Freund- Innen, den kommenden Gästen, den Suchenden und Motivierten zur Verfügung stehen. Liebe Nachbarschaft, unterstützt uns, mit was auch immer ihr könnt! Wir (ver)bleiben mit freundlichen Grüssen ZÄT BAP mit Unterstützung von IGBW, Recht auf Stadt

Eine chronologische Zusammenfassung der ersten Besetzung und Räumung Seit dem letzten Communiqué ist viel passiert!

Montag, 11.06.18

Am Montag 11.06.18 besetzten wir, das Kollektiv ZÄT BAP, die Liegenschaften der Elsässerstrasse 128, 130, 132 plus Hinterhaus. Wir versuchten so schnell wie möglich Kontakt zur Eigentümerschaft, der Areion Management AG, aufzunehmen. Dies gelang auf Umwegen. Wir vereinbarten ein persönliches Treffen mit Herrn Eric Hägler dem CEO und Delegierten des Verwaltungsrates von Areion Management AG an einem öffentlichen Ort. Trotz dem telefonischen Versprechen die Polizei nicht zu benachrichtigen befand sich Herr Thommen der Kantonspolizei Basel zusammen mit Herrn Hägler am Treffpunkt. Herr Hägler teilte mit, er habe den Herrn Thommen seiner Sicherheit wegen mitgebracht. Wir waren sauer, das Gespräch fand trotzdem statt. Anschliessend versuchen wir hier nun das Gespräch und unsere Eindrücke in Kürze zusammenzufassen: Das ganze Gespräch war sehr mühsam, da seine Ansichten und andauernden Stützungen auf das Recht, nicht zu einer sachlichen Diskussion unserer Forderungen führten. In anstrengend maskuliner Sprache erklärte uns Herr Hägler, dass Besetzungen moralisch verwerflich seien, da Eigentumsrechte verletzt werden. Auf unserer Forderung zu bleiben, entgegnete er, dass eine Duldung bis Abrissbeginn aus Versicherungsgründen nicht möglich sei. Es müsse sich alles vertraglich und rechtlich absichern lassen. Spürbar war die Angst um seinen eigenen Gesichtsverlust und das Image der Areion Management AG und dass durch eine grosse öffentliche Aufmerksamkeit der Abriss verzögert werden könnte. Dazu seien, die mit der Verzögerung von Bauarbeiten verbundenen höheren Kosten, der Grund für steigende Mieten und somit eine Selbstverschuldung der Besetzer*innen. Prinzipiell meinte er, dass Hausbesetzungen keinen Erfolg haben können, da entsprechende rechtliche Grundlagen fehlen. Anschliessend legte er offen, was die Areion Management AG mit den besetzten Liegenschaften vor hat; Abriss und Ersatzbau der Elsässerstrasse 128-132 sind seit 2014 in Planung. Der Neubau sollte vor allem 2½ Zimmerwohnungen für 26 Mietparteien zu einem Preis von 1‘420.- enthalten. Der Abriss sollte innerhalb der nächsten zwei Wochen bewilligt werden, obwohl er das Gesuch erst am 20.05.18 eingereicht haben will. Dass das so schnell geht, bezweifeln wir stark. Ausserdem gibt es bis zum jetzigen Zeitpunkt noch kein öffentliches Baugesuch. Deshalb halten wir es für sehr unwahrscheinlich, dass die Areion Management AG so schnell mit ihren Plänen beginnen kann, wie sie behauptet. Weiter im Gespräch betonte er, dass er trotz allem grosses Verständnis für unser Anliegen habe und schlug uns zwei Optionen vor: Die erste war, vertraglich eine Zwischennutzung, mit allen zugehörigen Kosten und Regeln, bis August einzugehen. Dabei wären Personalien nötig gewesen, damit die Eigentümerschaft nicht für die BesetzerInnen haften müsste. Diese Option kam für uns nicht in Frage, da wir zum Einen keinen Namen geben wollten und zum Anderen ein Abriss nicht verhindert werden könnte, sondern wir die Eigentümerschaft sogar bei ihrem Vorhaben unterstützen und mitfinanzieren würden. Der zweite Vorschlag, war eine Duldung der Besetzung bis kommenden Montag, 18.06.18. ZÄT BAP entschied sich, auf diesen Deal vorerst einzugehen und teilte ihm diese Entscheidung noch am selben Tag mit. Doch dann, noch am selben Abend verschaffte sich die Firma Eberle Zutritt zum Haus und entfernte alle Transparente. Dies tat der Hauswart, laut Herr Hägler, ohne einen Auftrag dieser Art bekommen zu haben. Als Reaktion auf diese, der Abmachung widersprechenden Handlung, verschafften wir uns nachts erneuten Zutritt in die Liegenschaft und hängten ein neues Transparent auf, worauf stand: „Immer da. Bis Montag.ZÄT BAP hat zugeschnappt“. Der übermotivierte Hauswart hat auch dieses bis am nächsten Morgen wieder entfernt. Glücklicherweise konnten bei diesen beiden, auf eigene Faust organisierten Räumungen, physischer Kontakt zwischen Räumer*in und Besetzer*innen vermieden werden.

Dienstag, 12.06.18

Um die widersprüchliche Situation aufzuklären, ersuchten wir am nächsten Tag das erneute Gespräch mit Herrn Hägler. Bei diesem Telefonat zog er sein vorheriges Angebot zurück und drohte mit einer polizeilichen Räumung, falls das Haus erneut besetzt werden sollte. Herr Hägler liess uns wissen, dass die Räumung von der Firma Eberle zwar ohne sein Wissen geschah, jedoch in seinem jetzigen Sinne sei. Seine Haltung zur Situation dieser Hausbesetzung hatte sich über Nacht stark geändert. Seit diesem Gespräch gibt es keinen Kontakt mehr. Momentan ist an der Liegenschaft nichts von uns mehr sichtbar, doch unsere Anliegen und Forderungen bleiben! ZÄT BAP lässt grüssen und bis bald!  

Das Communiqué der zweiten Besetzung am 23.06.18

An alle! Stadtbewohner*innen, Interessierte, Aufgeforderten, Sympathisierende. ZÄT BAP ist immer noch da und hat sich wieder die leeren Räume an der Elsässerstrasse 128, 130 und 132 geschnappt! Seit und bei der letzten Besetzung der Liegenschaften am 11.06.18 hat sich viel getan. Wir empfehlen dringend, unsere Zusammenfassung der Geschehnisse bis anhin zu lesen, auch um mehr über die Pläne der Areion Managemnt AG zu erfahren: https://barrikade. info/Raumung-der-Elsasserstrasse-128-130-132-1200?lang=de. Und unser erstes Communiqué gibt es hier zu lesen: https://barrikade.info/Besetzung-der-leeren-Raume-an-der- Elsasserstrasse-in-Basel-1189?lang=de Wir sind wieder gekommen, weil unsere Anliegen und Forderungen noch die selben sind und bleiben. Wir verlangen von der Eigentümerschaft, der Areion Management AG, genauer noch, von Sibylle Beatrice Züllig Mäder, der Präsidentin und Eric Hägler, dem Mitglied des Verwaltungsrats Folgendes: – Einen Dialog auf Augenhöhe – Keine polizeiliche Räumung – Transparente Informationen für alle über die Zukunftspläne der Liegenschaften – Ein Bleiberecht gegen die Bezahlung von Strom und Wasser Die Areion Management AG will die Liegenschaften abreissen und durch einen Neu- bau ersetzen. Wir fragen, wer will und braucht das? Wir nicht! Die Liegenschaften strahlen vor Potential für selbstbestimmten Freiraum, für Wohnraum, Arbeitsraum – Lebensraum. Und genau an diesen fehlt es in Basel. Wie auch die Abstimmungen deutlich machen, hat Basel ein Problem bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und zu waren. Wir warten nicht, bis vielleicht irgendwann mal was passiert – wir nehmen diesen vorhandenen Raum an der Elsässerstrasse 128-132 wahr und fangen an ihn zu beleben! Für uns ist klar: Es darf nicht sein, dass jeder potentielle Freiraum zerstört wird auf Grund von profitorientierter Eigentümer*nnen. ZÄT BAP strebt eine längerfrsitige Nutzung an. Wir wollen einen Ort schaffen, der befreit ist von Leistungsdruck. In ihm soll das Teilen und nicht der Besitz im Zentrum stehen. Wir wollen unsere Lebensräume selbst gestalten, Verantwortung übernehmen und uns selbst organisieren. Vorstellungen von Lebensformen, die nicht in das gängige Wohnschema passen, sollen in dieser Stadt ihren Platz finden. Wir kämpfen für eine diverse Stadt! Kämpft mit! Wir (ver)bleiben erneut mit freundlichen Grüssen ZÄT BAP mit Unterstützung von IGBW, Recht auf Stadt wir sind zu erreichen unter: beppo@immerda.ch

Eine chronologische Zu- sammenfassung der zweiten Besetzung und Räumung

Samstag, 23.06.18 – Die Besetzung

Am späten Samstag Nachmittag war es wieder soweit; das Kollektiv ZÄT BAP hat wieder zugeschnappt. Das Kollektiv nahm das Haus erneut in Beschlag und machte dies mit Transparenten nach aussen sichtbar. Innerhalb kürzester Zeit hängten sieben bunte Transparente an der Fassade. Während der Aktion versammelte sich vor dem Haus eine Gruppe Sympathisant*innen, um ihre Unterstützung zu zeigen. Es gab Suppe und Salat für alle, Gitarrenklänge mit Gesang, Trompetengetön, es wurde Fussball und Volleyball gespielt, dekoriert mit einer bunten Girlande und das Communiqué des Kollektivs an die Fassade geklebt. Es war eine ausgelassene und friedliche Stimmung. Parallel verschickte das Kollektiv eine Medienmitteilung und versuchte die Eigentümerschaft, bzw. deren Vertreter Herr Eric Hägler, zu erreichen. Eine Telefonat kam zu- stande. Man teilte ihm mit, dass die Liegenschaften erneut besetzt sind und stellte Forderungen. Das Kollektiv wollte ein Verhandlungsgespräch mit ihm führen. Herr Hägler war ausser sich, führte einen brüllenden Monolog und war empört darüber, dass die Besetzer*innen sich nicht an Bürozeiten hielten. Aufgebracht, machte er klar, dass diese Besetzung am folgenden Montag polizeilich gereglt wird. Ein Gespräch auf Augenhöhe war nicht möglich. Kurz danach erhielten wir von Herr Hägler eine SMS mit der Information, dass dieses Telefon nun „registriert“ sei und wünschte uns viel Spass mit der Polizei. Nach ein paar Stunden verabschiedeten sich die Sympathisierenden. Die Besetzer*innen blieben präsent und zeigten sich an den Fenstern. Vorbeilaufende Menschen nahmen uns und unsere Anliegen wahr und zeigten ihr Interesse. Es fanden viele Gespräche zwischen Besetzer*innen und Passant*innen statt. Man spürte viel Sympathie und Zustimmung im Quartier, wenn nicht durch ein Gespräch, dann durch Handgesten (Peace-Zeichen, Daumen- Hoch). Dass die Häuser leer stehen und vom Abriss bedroht sind, wussten viele Quartierbewohner*innen nicht. Sie reagierten mit Empörung und Unverständnis über das Vorhaben. Der ganze Samstag blieb seitens der Polizei ruhig.

Sonntag, 24.06.18 –Tag der offenen Hintertür

Am Sonntag wurde die Nachbarschaft und andere motivierte Leute aktiv eingeladen, um am Nachmittag den Hinterhof zu beleben. Um 16.00 Uhr wurde schliesslich, die von der Eigentümerschaft angebrachte Barrikade auf- gemacht und der Durchgang für alle geöffnet. Im Hinterhof waren schon Teppiche ausgelegt und gefundene Möbel platziert. Personen malten Bilder und Schriftzüge an die Betonwände und bald halfen auch Kinderhände, mit Kreide bewaffnet, den Innenhof zu gestalten. Auch vor dem Haus wurden Sätze wie: „Gegen die Kriminaliserung von Besetzer*innen“ gekreidelt. Bald loderte ein Feuer worauf Pfannkuchen, Kaffee sowie Mais zubereitet wurde. Ein Pingpongtisch wurde improvisiert, mit verschiedenen Instrumenten gejammt, die Kinder spielten, es wurde geschwatzt und diskutiert. Bis in den Abend hinein herrschte eine friedliche, spielerische Atmosphäre, in der von Jung bis Alt, jede und jeder, Teil der Gestaltung werden konnte. Interessier- te wurden informiert, konnten sich die Liegenschaft von innen ansehen und zeigten Begeisterung für die charmanten Altbauten und grosszügigen Räumlichkeiten. Zät Bap verfasste noch am selben Tag einen offenen Brief an Herr Hägler, worin wir ihn unter anderem fragten, warum er die Wohnungsnot in Basel aktiv fördere. Dieser wurde an die Fassade gehängt, sowie abermals an Medien weitergeleitet. Auch am Sonntag zeigte sich keine erhöhte Polizeipräsenz. Es schien fast unheimlich ruhig. Des Weiteren wurde am Abend nochmals versucht, das Gespräch mit Herrn Hägler aufzunehmen. Wir wollten ihm die positive Stimmung vor Ort kommunizieren und versuchten klar zu machen, dass die Bedürfnisse nach sol- chen Freiräumen generationenübergreifend vorhanden sind. In diesem Telefonat hat er, die für uns sprechende Person mehrmals als „Verbrecher“, „asoziales Pack“, „Miststück“ und „dumme Sau“ beleidigt. Auch in diesem Gespräch war auf Grund seiner nicht kooperativen Art, keine Verhandlung möglich. Er betonte, dass der Räumungsbefehl unterschrieben, sowie Strafverfahren gegen uns eingeleitet wurden. Am späteren Abend begannen wir also, uns auf die kommende Situation vorzubereiten. Wir verbarrikadierten erneut den Durchgang und verschlossen das Haus, so gut wie uns möglich. Der angekündigten Polizei wollten wir keinen einfachen Eintritt lassen. Die Besetzer*innen zogen sich in das Haus zurück und hielten Stellung. Auch die Nacht blieb ruhig, die frühen Morgenstunden verstrichen, ohne dass die Polizei auftauchte.

Montag, 25.06.18 – Die Räumung

Erst gegen Montag Nachmittag, waren erste polizeiliche Schikanierungen spürbar. Nicht nur aus einem fahrenden, zivilen Auto wurde gefilmt, sondern auch von zivilen Personen in der Nähe. Unseren Freund*innen wurde es stets unangenehmer uns zu besuchen. Personenkontrollen wurden durchgeführt. Um ca. 15.00 Uhr formierten sich um die Ecke, ausserhalb unseres Sichtfeldes, sechs Kastenwagen und ein Feuerwehrauto. Schon bald kam der Einsatzleiter, Herr Rickli, mit einem filmenden und weiteren bewaffneten Beamten vor unser Haus. Er teilte uns mit, dass er in der Hand ein Stück Papier habe, das eine Räumung der Liegenschaften, sowie die Strafverfahren gegen uns bestätigt. Sein Vorschlag war, dass alle Besetzer*innen innerhalb von fünf Minuten das Haus verlassen sollen. Unsere Rückfrage, ob er garantieren könne, dass niemand kontrolliert, geschweige denn festgenommen würde, verneinte er. Die vermummten Besetzer*innen zogen sich einen Moment von den Fenstern zurück, um Rücksprache untereinander zu halten. Nach ca. zwei Minuten teilten die Besetzer* innen dem Einsatleiter mit, dass man nicht garantieren könne, dass alle Besetzer* innen fristgerecht der Polizei in die Arme laufen würden. Weitere Diskussionen mit der Polizei wurden verwehrt, die Fenster geschlossen, die Besetzer*innen waren nicht mehr sichtbar. Die Frist von fünf Minuten verstrich. Die Polizei formierte sich zu einer von Asterix und Obelix bekannten Schildkrötenformation, in der sie sich mit dem Panzer nach möglichen Angriffen von oben schützte. Zeitgleich machte sich der Kopf der Schildkröte daran unsere schöne Barrikade aus Türen, Brettern und Fenstern aufzuschrauben und zu durchsägen. Die Feuerwehr hatte dazu die passende Motorsäge parat. Als ein Durchgang geschaffen war, marschierten die Uniformierten in Reih und Glied hinein. Die Polizei konnte glücklicherweise und gewollt, keine Personen mehr auffinden. Stattdessen trafen sie auf bunte Botschaften und wunderschöne Räumlichkeiten. Die Schaulustigen, welche vor den Absperrungen die Szenerie beobachteten, konnten nach einigen Minuten sehen wie Polizist*innen ein Transparent nach dem anderen einpackten und die Rollläden der Fenster herunter liessen. Nach ca. 2 Stunden war der Spuk des Grosseinsatzes vorbei und das 11er Tram konnte zur allgemeinen Beruhigung seinen gewohnten Weg wieder aufnehmen. Die Angst vor dem Schein, der mehr Sein als Schein ist, war nicht nur spürbar sondern auch körperlich präsent in Form eines Securitas, der zwei Tage vor dem Haus auf und ab tigerte. Die Schaufenster,Eingänge und Fester wurden mit Backsteinen zugemauert. Kommentar zur Medienlandschaft Von der zweiten Aktion berichteten die gewohnten Mainstream–Medien TeleBasel, Tageswoche, 20 Minuten, BaZ, Barfi.ch und Nau.ch. Ein grosses Medienecho war durchaus in unserem Sinne, da wir eine Diskussion in aller Munde über Besetzungen, deren Bedeutungen und Forderungen wichtig finden. Trotzdem sind wir enttäuscht über die unbefriedigende Fokussierung der Medien auf die Form der Besetzung, über ihre oft sehr lausige Recherchearbeit und ihre irreführenden Floskeln. Beispiel Tageswoche: Im Titel „tock tock niemand da…“, auf den Fotos aber klar vermummte Personen zu sehen, welche mit den Polizist*innen im Gespräch sind und erst am Schluss des Artikels, fast überflüssig, eine mögliche Flucht beschreiben, dünkt dann doch absichtlich irreführend. 20 Minuten zog einen Experten hinzu, welcher uns dem „intelektuellen Linksextremismus“ zuordnete. In der Einführung des Textes steht, auch der Experte könne sich diese Entwicklung nicht erklären, erklärt sie aber einige Zeilen weiter unten trotzdem. Wir distanzieren uns von jeglichen Äusserungen der Medienlandschaft und äussern uns mit diesem Text lieber selber zum Geschehenen.

Fazit

Die Basler Polizei unterstützt aktiv den Leerstand der Stadt, indem sie unbedacht im Sinne der Eigentümerschaft handelt. Die Eigentümerschaft wird in ihrem unverantwortungsvollen Umgang mit den Liegenschaften und deren Leerstand vom Staat und deren Apparaten unterstützt. Das finden wir grausig! Von vielen Personen der Nachbarschaft erfuhren wir positive Rückmeldung und in den Gesprächen wurde klar, dass auch sie sich gegen eine solche Quartierentwicklung stellen werden. Unsere Anliegen und Forderungen, sind nicht mehr nur unsere! Auch dass die Häuser an der Elsässerstrasse 128-132 ein ungeheures Potential haben, ist nicht mehr nur uns bewusst! Es wächst und tut sich Etwas. Die Areion Management AG und ihr Vertreter Eric Hägler setzen momentan auf eine möglichst sichere Verhinderung einer dritten Besetzung. Diese Angst ist berechtigt Herr Hägler, denn ein Baugesuch ist ja nach wie vor nicht auf dem Tisch…